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Thivan Röhrenverstärker 300B |
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Hallo Werner,
liebe Forumsfreunde,
Zitat Rolf
Die Thivan 300B dagegen finde ich spannend und würde da gerne separat - also in einem eigenen Faden - gerne mehr darüber erfahren. Bitte. Dankeschön
Die Werbebotschaft auf der Firmenwebseite und was zum Aufbau in den Gazetten so von sich gegeben wird, ist zwar Alles Käse aber wohl eher einem schlechten Texter und/ oder Übersetzer im Ursprungstext auf de Webseite geschuldet. Aber wo auf der Welt findet man schon einen Marketingmann, der sich mit elektronischen Schaltungen auskennt und das dann auch noch werbewirksam richtig und vollständig beschreiben könnte? Eben nirgends und zweitens geht´s bei Werbung ja auch um was Anderes als die Wahrheit.
Bilder der inneren Werte zeigen da aber eine vernünftige Schaltungstopologie und einen hochwertigen Ansatz. Der Preis ist heute wohl nur noch in Ländern wie Vietnam oder China machbar. Die Endstufe verdient also einen eigenen Faden und mehr Aufmerksamkeit als hier unter Kabelgewusel und Boxenrückereien einfach nur unter zu gehen.
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Zitat Ende
nachdem jetzt von Rolf (Don Camillo) Interesse Thivanröhrenvollverstärker 300 B besteht und ich seit fast zwei Jahren glücklicher Besitzer dieses in Deutschland seltenen Verstärkers bin, hab ich mich dazu entschlossen, einen eigenen Thread aufzumachen.
Es soll hier auch um verschiedene 300B Konzepte, Röhrenbestückungen, auch und gerade mit NOS Röhren,
und natürlich um den Klang gehen.
Ich werd versuchen, immer wieder etwas aus meiner höchst subjektiven Sicht zu beschreiben.
Ich werde das Forum mit technischen Erläuterungen nicht langweilen, keine Sorge, ich bin ein Freund des guten Tons und hab zwei chronisch linke Hände...
Freu mich auf einen spannenden Austausch.
_______________ Schdefan, der wo schreiba duud
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26 Oct, 2021 09:36 06 |
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Meine Röhrenverstärkerhistorie reicht bis auf das Jahr 1992 zurück, als ich aus einer Vorführung eine Octave HP500 Vorstufe erwerben konnte.
Diese Vorstufe hab ich bis 2007 behalten, sie war zuverlässig wie ein alter Daimlerdiesel und spielte völlig unprätentiös.
Ihr Partner als Endstufen waren eine eine Luxman C03 Endstufe (Transistor), danach für acht oder neun Jahre die Octave Endstufe RE 275, danach eine Redford, die mir klanglich sehr gut gefiel.
Und dann bin ich auf die britische Audion 300B gestossen (um 2004), mit der ich dann die ersten Versuche in Sachen Singleended erlebte.
Sie war klanglich ok, der absolute Durchbruch war sie nicht, aber stressfreies Hören in ordentlicher Klangauflösung war durchaus möglich.
Irgendwann in den 90 er Jahren mutmasslich auf der Highend in Ffm, stolperte ich über eine US-amerikanische Röhrenschmiede, deren Teile - im dramatischen Kontrast zu den aufgerufenen Preisen - mir sehr gut gefielen und deren Name mir rein garnix sagte:
Cary.
Später hab ich mir sagen lassen, dass Cary zwar zu den jüngeren Herstellern der Poströhrenboomjahre gehöre, die Firma aber bestens beleumundet sei, entwickle und produziere sie doch auch u.a. für McIntosh, einer der US- Röhrengerätehersteller mit einem Klang wie Donnerhall und Gehäusen, die über eine Haptik ähnlich eines Tresors verfügen.
So geriet dann die Cary 300B Sei (singleended, integriert) in meinen Fokus und im Sommer 2007 war es dann soweit. Mit den nachgefertigten WE300B (aus 2006) als Zubehör zu den serienmässigen Electro Harmonix 300B war das ein akustischer Traum!
Ich hab meine Octave Vorstufe nebst Audion 300B verkauft, einige Tausies draufgelegt und mir dann diesen Verstärker gegönnt - in jaguarblau, neu über den damaligen deutschen Vertrieb.
"So verging Jahr um Jahr und es war mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt wie es war."
Leider hat sich an diesem Produkt die ganze Unzulänglichkeit der Branche bemerkbar gemacht.
Ein Verstärker braucht Pflege, Wartung und ab und an auch mal ein paar Ersatzteile.
Ich machs kurz: Vertrieb angerufen - nicht mehr zuständig, im Netz gesucht - nix gefunden, dann via email den US Hersteller direkt kontaktet.
Sehr nett, sie wollten mir auch via Email beim Reparieren und Warten behilfich sein - aber wie?
Irgendwann durch ein paar Kontakte, einen Ingenieur aus dem Speckgürtel Münchens kennen gelernt, der dann jahrelang das Gerät am Laufen hielt.
Ohne Schaltplan, weil den rückt ja niemand raus – der ex Vertrieb darf nicht und der Hersteller in den USA will nicht….wars halt immer eine besondere Herausforderung. Überhaupt als ich mal eine bestimmte US-amerikanische 300B Röhre, die als royale Offenbarung gehyped wurde, probierte und mir nach ca 100 Stunden einen (fast) Totalschaden bescherte.
Offenbar besteht bei dieser Röhre eine Diskrepanz zwischen den vollmundigen Versprechungen des Vertriebs und der Betriebssicherheit…
Eine Frage drängt sich zusätzlich auf: Haben die Caryingeniure auf weitreichende Sicherheitsmassnahmen großzügig verzichtet, so dass eine hochgegangene 300B fette Schäden anrichten konnte?
Die Cary wurde repariert, die 300B auf Garantie getauscht – die Schäden am Cary musste ich leider selbst tragen.
Ich mach es kurz:
Im Herbst 2018 lernte ich durch einen Zufall Werner in seinem Forum kennen und ich besorgte mir die Thivan Eros 9 – allerdings nicht die Annie, sondern die „originale“, ca 15 Kilo leichtere Urversion – schön zu sehen am Indikativbild von Achim65 im Thivanforum.
Sie lösten die Avantgarde Trio ab, die ich nach Italien an einen Ingenieur verkaufte und mit ihr zusammen hab ich dann auch den Cary 300 B verkauft.
Nur meine Western 300B, die hab ich behalten, die haben jetzt ca 15 Tausend Stunden und sind anhand der Messwerte immer noch top.
Und dann erwarb ich die Thivan 300B im Dezember 2019 in damaliger Serienausrüstung mit 300B von Psvane, zwei 6v6, einer 6sn7, und im Eingang die Ecc 82.
Ganz schnell war mir klar, das ist klanglich das Beste was mir an Verstärker bisher ins Haus kam, mit Abstand.
Und aufgrund der soliden und wertigen Konstruktion (automatischer Bias) lädt der Verstärker auch zum regen Tuberolling ein.
Und der Einladung kam ich gerne öfters nach, so dass ich jetzt ca 3-4 Sätze der benötigten Röhren besitze, das meiste - aber nicht alles NOS.
Genug geschrieben für heute…..
_______________ Schdefan, der wo schreiba duud
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26 Oct, 2021 15:12 08 |
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Kellerkind
Thivanese
Dabei seit: 07 Nov, 2014
Beiträge: 25112
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26 Oct, 2021 15:57 24 |
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Don_Camillo
Foren As
   
Dabei seit: 22 Jul, 2021
Beiträge: 180
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Zitat: |
Original von kraichgaukeule
Irgendwann durch ein paar Kontakte, einen Ingenieur aus dem Speckgürtel Münchens kennen gelernt, der dann jahrelang das Gerät am Laufen hielt. |
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Da gäbe es im Raum München ein paar Auskenner. Gerne helfe ich da weiter.
Zitat: |
Original von kraichgaukeule
Ohne Schaltplan, weil den rückt ja niemand raus – der ex Vertrieb darf nicht und der Hersteller in den USA will nicht….wars halt immer eine besondere Herausforderung. |
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So ein Stromlaufplan ist aber doch relativ schnell abgezeichnet. Gut, die Cary ist ein ziemlicher Drahtverhau, aber machbar ist das allemal.
Zitat: |
Original von kraichgaukeuleÜberhaupt als ich mal eine bestimmte US-amerikanische 300B Röhre, die als royale Offenbarung gehyped wurde, probierte und mir nach ca 100 Stunden einen (fast) Totalschaden bescherte.
Offenbar besteht bei dieser Röhre eine Diskrepanz zwischen den vollmundigen Versprechungen des Vertriebs und der Betriebssicherheit…
Eine Frage drängt sich zusätzlich auf: Haben die Caryingeniure auf weitreichende Sicherheitsmassnahmen großzügig verzichtet, so dass eine hochgegangene 300B fette Schäden anrichten konnte? |
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Da sollte vor Beschädigung eigentlich immer die Sicherung auslösen. Und nein, die Cary-Ings haben da eher nichts falsch gemacht. Das kommt auch ein wenig auf das Schadensbild in der Röhre an. Die 300B ist direktgeheizt. Brennt Dir hier die Heizwendel durch und bekommt Kontakt mit dem Gitter oder der Anode, dann liegen da auf der Heizung anstatt 5 V auf einmal mehrere 100V an. Da muß dann die Sicherung im Gerät auslösen. Willst Du den Stromfluß durch die Röhre überwachen und dann bei Anstieg des Stroms sofort auslösen, dann hast Du da immer eine klangbeeinflussende Komponente im Signalweg und das ist nicht der Weisheit letzter Schluss.
Zitat: |
Original von kraichgaukeuleNur meine Western 300B, die hab ich behalten, die haben jetzt ca 15 Tausend Stunden und sind anhand der Messwerte immer noch top. |
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Hatte ich ja an anderer Stelle (Lebensdauer und Wartungskosten) schonmal geschrieben. Echte alte NOS-Röhren kosten zwar richtig Geld, halten aber ein Leben lang und klingen auch deutlich besser als die modernen Nachfertigungen. Und jetzt berichtest Du "noch" nicht von 300B aus den Achtzigern oder Vierzigern.
Zitat: |
Original von kraichgaukeule
Und dann erwarb ich die Thivan 300B im Dezember 2019 in damaliger Serienausrüstung mit 300B von Psvane, zwei 6v6, einer 6sn7, und im Eingang die Ecc 82. |
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Das hört sich wirklich sehr spannend an. Danke für den Bericht.
_______________ Gruß Rolf
Ogura doesn´t smell funny and Shibata isn´t a skiing technique
Hörst Du schon oder stöpselst Du noch?
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26 Oct, 2021 16:32 24 |
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Mensch Jungs, Ihr macht mich fertig.

Freu mich sehr, dass Euch das Thema gefällt.
Ja, Manfred, ich hab mir die Trios im Jahre 2000 gegönnt, als Ver-und Vorführer tourten die durch die halbe Welt, standen an diversen Airports und hatten einige kleine Kratzer an der Rückseite, sodass ich sie mir mit meinem bescheidenen Zeitungsgehalt damals im Gebrauchtzustand auch leisten konnte.
Klanglich in unserer alten Stadtwohnung mit der Cary war das schon klasse.
Leider hat sie danach, als wir aufs Kraichgaukuhkaff gezogen sind, nie mehr so gut gespielt - die Eros 9 klingt hier drin einfach wieder viel besser, stimmiger, musikalischer.
Deshalb ist der Verlust eigentlich nur ein optisch-ästhetischer. Und bei the way hat mich der Erlös der Trios finanziell einigermassen durch die C-Pandemie gebracht.
Meine Frau heult ihr zwar noch optisch hinterher, ich hingegen bin ganz ehrlich froh, sie an einen norditalienischen Enthusiasten verkauft zu haben.
Er hat mir Bilder geschickt, wie sie in der Kathedrale in Udine mit Monsterverstärkerelektronik die Hallen beschallt haben...
Ich denke, der freut sich saumässig über den Fang.
Ja, Werner, Du hast im Dezember 19 die Bilder hochgeladen, ich kann den Thread noch mal raussuchen. ist kein Problem.
Don Camillo, die Western haben damals schlappe 600 Euro gekostet - war auch Geld damals, koi Froog. Aber wenn heute für gebrauchte Western wie meine - und wir reden in der Tat nicht von den 70er oder gar noch früheren Pretiosen - schon vierstellige Beträge aufgerufen werden, dann können wir uns vorstellen, wohin da die Reise geht - leider zumindest bei den NOS 300B in eine Richtung, die sich ein ´"normaler" Musikfreak wie unsereiner nicht mehr leisten kann.
Ich hab seit einem Jahr in der Thivan 300 B die Emission Lab drin. Mit Garantie, der Hersteller spricht von 10 Tausend Stunden, die sie mindestens durchhalten sollten.
Das Netz berichtet von Freaks, bei denen die EML bereits bei mehr als 30T Stunden spielen - also ein Qualitätsniveau, das durchaus mit der von WE vergleichbar scheint.
Klanglich ist meine EML der WE am Thivan 300 B um Längen voraus - mehr ausgeleuchtete Höhen, anspringender Bass und ich denk auch die Tiefe, diese geile Dreidimensionalität kann die EML besser als die WE.
_______________ Schdefan, der wo schreiba duud
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26 Oct, 2021 17:53 15 |
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Mensch Mustafa,
was glaubst Du warum hier keine Octave mehr spielt....
Die ist betriebssicher, das ist keine Frage.
Klanglich - ich kann zu den neuen nix sagen - war sie unauffällig, aber ich sags mal so: Danach hab ich nur noch Röhrenverstärker erworben, bei denen man auch sinnlich eine Röhre ausmachen konnte.
Vielleicht hätt ich die Octave Vorstufe damals mit einer edlen und sündteuren Endstufe (Airtight etc) kombinieren sollen, dann hätt ich sie vielleicht heute noch und würd mich immer noch an ihr delektieren.
Zur 300B:
Ich lass hier mit der Thivan an der Eros mit 2x9 Watt die Kuh fliegen, da stellt sich die Frage nicht mehr nach Wirkungsgrad sondern eher nach Sofortmaßnahmen bei Ohrenschmerzen...
Aber letztlich ist dafür auch gerade eine Triode nicht gemacht, wer prügeln will soll ein Antiagressionstraining besuchen....
Ich hab auch noch die kleine Unison Italy hier, eine EL34, klingt betörend schön, hat aber in Summe gegenüber der 300B keine Chance.
PS: Vom Hörensagen ist gut - selber an eigener Anlage, in den eigenen Räumlichkeiten hören ist guter....

_______________ Schdefan, der wo schreiba duud
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26 Oct, 2021 18:23 33 |
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Zitat: |
Original von tg
schöner bericht.
ist eigentlich schon alles kommentiert dazu. mein senf noch.. so ein schaltplan sollte sich wirklich "ablesen lassen" - single ended 300b konzepte sind i.a. alle prinzipiell sehr ähnlich.
die 15k - 30k betriebsstunden einer 300b würde ich aber mal hinterfragen, das halte ich für unwahrscheinlich, man überschätzt die reale betriebszeit auch gerne. bei vorstufen röhren vielleicht erwartbare zeiten, aber nicht bei leistungsröhren m.e.
mal anders gesehen: wenn man pro tag 2 stunden musik hört, dann braucht man für 10k stunden betriebsdauer knapp 14 jahre.. |
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Hallo TG,
genau.
ich hab die Cary 2007 im Sommer erworben und 2019 im Dezember verkauft. Ich bin seit 2008 im Homeoffice - eine Hördauer von durchschnittlich 2 Stunden ist bei mir stark untertrieben, auch wenn ich Urlaub, Radle und Momente abziehe, an denen Musikgenuss hinderlich ist.... 
Die 15 T Stunden bei der WE sind eher defensiv gerechnet...
_______________ Schdefan, der wo schreiba duud
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26 Oct, 2021 21:27 54 |
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